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Fachtag

Geschlechtergerechte und diversitätssensible Medizin - "Willst du mich behandeln, musst du wissen, wer ich bin"

Ein Fachtag an der UMM Mannheim am 6. Juni 2024, 12.15-16.00 Uhr (Haus 6, Hörsaal 1) 

Stereotype Rollenbilder sind nicht nur in der Allgemeinbevölkerung weit verbreitet, sondern lassen sich auch in der Medizin finden. Etliche Lehrbücher zeigen, dass sich Diagnose und Therapie an einer männlichen Person orientieren und letztere als ꞌMaß der Dingeꞌ fungiert. Die Sichtweise – Männer als normal und Frauen als Normabweichung zu betrachten – wurzelt im ausgehenden 18. Jahrhundert und verfestigte sich im 19. Jahrhundert, als sich die Medizin als männlich dominierte Disziplin profilierte. Frauen war der Zugang zum Medizinstudium lange verwehrt. In Deutschland blieben sie bis Anfang des 20. Jahrhunderts vornehmlich Objekte medizinischer Behandlung und Erforschung. 

Die Haltung, Frauen einen Eigenwert abzusprechen und geschlechtsspezifische Unterschiede zu ignorieren, hat sich als sehr wirkmächtig erwiesen und fand seinen Ausdruck im sog. "Gender-Data-Gap". Gemeint ist eine Datenlücke. Jahrzehntelang hat es keine oder zu wenige medizinische Untersuchungen mit Probandinnen gegeben. Die Daten waren ausschließlich oder vorrangig an Männern erhoben und galten entsprechend für Männer. Dieser Datenmangel bzgl. Frauen barg ꞌRisiken und Nebenwirkungenꞌ. Wenn z.B. Medikamente an männlichen Personen getestet worden waren, aber an Männern und Frauen in gleicher Dosierung verabreicht wurden, traten nicht immer die gleichen Behandlungserfolge ein, sondern dies führte schlimmstenfalls zum Tod von Frauen. Denn Medikamente wirken in beiden Körpern eben nicht gleich, weil sich beide Geschlechter im Hinblick auf Stoffwechsel, Verdauung und Körperzusammensetzung unterscheiden.

Die ersten Impulse, an dieser einseitigen Datenerhebung etwas zu ändern, gingen von Kardiologie und Pharmakologie ab Mitte der 1990er Jahre aus. Mittlerweile werden Frauen immer häufiger bei Studien berücksichtigt, aber nicht häufig genug. Studien mit Frauen sind schlichtweg komplizierter und damit auch kostenintensiver.

Allerdings geht es bei weitem nicht mehr nur um das biologische Geschlecht, sondern auch darum, bei Diagnose, Therapie und Prävention (psycho)soziale Einflussfaktoren zu berücksichtigen. Zu denken ist an Rollenbilder, kulturelle Normen und Lebensweisen, die Gesundheit und Krankheit ebenfalls beeinflussen und mit dem biologischen Geschlecht eng verknüpft sind. Diese Ganzheitlichkeit eröffnet für Forschung und Lehre, Studium und klinische Tätigkeit ein enormes Erkenntnispotential, das Frauen und Männern von Nutzen ist. Damit ließe sich der evidenzbasierte Datenmangel reduzieren, könnten Diagnose und Therapie passgenauer erfolgen und würde letztlich eine qualitativ bessere, da individualisierte Gesundheitsversorgung gelingen. Ganz besonders dient dieser Ansatz der Geschlechtergerechtigkeit, denn Frauen werden verstärkt in den Blick genommen. Nicht der Mann als ꞌDurchschnittsmenschꞌ zählt, sondern beide Geschlechter unter Beachtung weiterer Diversitätsfaktoren (wie Alter, Herkunft, religiöse Zugehörigkeit, sexuelle Identität, sozialer Status etc.). 

Das Gleichstellungsbüro der Medizinischen Fakultät Mannheim nimmt sich dieser wichtigen Thematik an und veranstaltet am 6. Juni 2024 einen Fachtag zu "Geschlechtergerechte und diversitätssensible Medizin". 

Da aus Zeitgründen nur einzelne Disziplinen (Kardiologie, Hämatologie/Onkologie, Psychiatrie) bzw. Krankheiten (u.a. Depression, Alzheimer) zur Sprache kommen können, ist die Veranstaltung an der UMM auch als Anregung für die TeilnehmerInnen zu sehen, diesem Thema im eigenen Wirkungskreis in Zukunft einen Platz zu verschaffen.

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!


Ort
Der Fachtag ist als hybride Veranstaltung an der Medizinischen Fakultät Mannheim (Haus 6, Hörsaal 1) geplant, d.h. eine Teilnahme ist vor Ort als auch online möglich. 

Anmeldung
anmeldung-fachtag@remove-this.medma.uni-heidelberg.de

Wir bitten Sie, bei der Anmeldung Ihre Kontaktdaten (Name, Anschrift, E-Mail-Adresse) sowie Tätigkeit und Institution anzugeben. 
Anmeldeschluss ist der 3. Juni 2024.

Zielgruppe
Die Veranstaltung richtet sich an alle Beschäftigten der Universitätsmedizin Mannheim, die Auszubildenden und die Studierenden. 
Darüber hinaus ist externen Personen jedweder Fachrichtung (Medizin, Psychologie, Soziologie etc.) oder Tätigkeit (ÄrztInnen, Gleichstellungsbeauftragte etc.) eine Teilnahme möglich. 

Fortbildungspunkte
Bei der Landesärztekammer Baden-Württemberg sind Fortbildungspunkte beantragt.

Veranstalter / Kontakt
Das Gleichstellungsbüro der Medizinischen Fakultät Mannheim