Sie befinden sich hier
Inhalt
Fast jeden Tag ein Femizid in Deutschland
„Wir stellen uns entschlossen gegen Gewalt an Frauen. Es braucht härtere Strafen für die Täter und mehr Unterstützung sowie Aufmerksamkeit für die Opfer.“ (Bundesministerin Nancy Faeser am 19. November 2024)
Das Gleichstellungsbüro der Medizinischen Fakultät Mannheim hat diesem Thema kürzlich und mit Blick auf den internationalen Tag (25. November) ebenfalls aufgegriffen und veranstaltete am 11. November (in Kooperation mit der Gleichstellungsbeauftragen der Stadt Mannheim und dem Universitätsklinikum Mannheim) einen Fachtag zum Thema „Gewaltambulanzen und medizinische Versorgung von gewaltbetroffenen Frauen“.
Der Fachtag stieß auf großes Interesse und war sehr gut besucht: Knapp 200 Personen haben sich die Vorträge angehört und konnten wertvolle Informationen über die Heidelberger Gewaltambulanz erlangen, die eine erstklassige medizinische Versorgung für gewaltbetroffene Frauen sicherstellt. Besonders hervorzuheben ist die wegweisende Zusammenarbeit zwischen der Gewaltambulanz, der Justiz, der Polizei und sozialen Diensten.
Siehe auch: Artikel Rhein-Neckar-Zeitung
Für diejenigen, die am Fachtag nicht teilnehmen konnten, besteht die Möglichkeit, die Interviews mit drei der Referentinnen nachzuhören.
Podcasts zum Fachtag Gewaltambulanzen
Wie wichtig es ist, die Gewaltschutzmaßnahmen zu intensivieren, lassen die neuesten Zahlen zum Ausmaß von Gewalt gegen Frauen und Mädchen unschwer erkennen.
Am Dienstag vor einer Woche präsentierten Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Bundesfamilienministerin Lisa Paus erstmals das Lagebild zu "Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten". Diese Auswertung fasst Daten aus verschiedenen Quellen zusammen, um zu verdeutlichen, dass Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts immer wieder Opfer von Straftaten und Gewalt werden.
„Gewalt gegen Frauen betrifft uns alle. In Deutschland wird fast täglich ein Femizid verübt. Alle drei Minuten erlebt eine Frau oder ein Mädchen häusliche Gewalt. Mehr als 140 Frauen und Mädchen werden täglich Opfer sexueller Straftaten. Diese Taten geschehen aufgrund ihres Geschlechts – das ist unerträglich und erfordert konsequentes Handeln“, erklärte Faeser auf der Pressekonferenz.
Die Zahlen in allen Bereichen sind im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, und besonders erschreckend ist, dass in Deutschland nahezu jeden Tag eine Frau ermordet wird, weil sie eine Frau ist.
68,6 Prozent der Tötungsdelikte sind der häuslichen Gewalt zuzuordnen. Das bedeutet, dass die Mehrheit der weiblichen Opfer durch Gewalt innerhalb der Familie oder durch den Partner ums Leben kommt. Im Jahr 2023 waren 180.715 Frauen von häuslicher Gewalt betroffen, was einen Anstieg von 5,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr darstellt.
Aktuelle Daten zeigen einen weiteren Anstieg der betroffenen Frauen in Deutschland. So stieg die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt laut einer Auswertung des Bundeskriminalamts im vergangenen Jahr um 5,6 Prozent auf 180.715, nachdem es 2022 noch 171.076 waren.
Diese Zahlen stammen aus dem aktuellen Lagebild „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten“, das die beiden Ministerinnen zusammen mit dem Vizepräsidenten des Bundeskriminalamts (BKA), Michael Kretschmer, in Berlin vorstellten.
Häusliche Gewalt
Ein zentrales Ergebnis der Auswertung ist der Anstieg von Straftaten, die gezielt Frauen betreffen. „Die Fakten belegen, dass Hass und Gewalt gegen Frauen zu einem immer größer werdenden gesellschaftlichen Problem werden“, sagte BKA-Vizepräsident Kretschmer. Zum ersten Mal werden diese Daten systematisch erfasst und gebündelt.
Mit mehr als 180.000 betroffenen Frauen im vergangenen Jahr bleibt häusliche Gewalt ein zentrales Problem, das vor allem Frauen und Mädchen betrifft (70,5 Prozent). Häusliche Gewalt bezeichnet Gewalt zwischen Personen, die entweder in einer partnerschaftlichen Beziehung stehen oder standen, oder wenn sie innerhalb der Familie stattfindet. Laut Statistik sind die meisten betroffenen Frauen zwischen 30 und 60 Jahre alt und besitzen die deutsche Staatsangehörigkeit.
Angesichts der weit verbreiteten Gewalt gegen Frauen und Mädchen, insbesondere im intrafamiliären Kontext, die in allen gesellschaftlichen Schichten vorkommt, wird das Gleichstellungsbüro auch in Zukunft dieses wichtige Thema weiterhin aufgreifen.