Hochkarätige Stärkung des Forschungsschwerpunkts „Translationale Neurowissenschaften“ der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg: Seit dem 01.07.2022 zählt eine W3-Heisenberg-Professur für „Translationale Neurobiologie“ zum Kernbereich des „Mannheim Center for Translational Neuroscience“ (MCTN). Professor Dr. med. Lucas Schirmer hat die Professur erfolgreich im Rahmen des Heisenberg-Programms der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eingeworben. Der 40-jährige Arzt und Neurowissenschaftler forscht seit 2018 an der Neurologischen Klinik der Universitätsmedizin Mannheim (UMM).
Eine Heisenberg-Professur gehört zu den höchstdotierten und wichtigsten Auszeichnungen für hochqualifizierte junge Wissenschaftler. Die DFG zeichnet damit herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus, die sich noch nicht in höchster Leitungsfunktion befinden, ihre Qualifikation hierfür jedoch bereits unter Beweis gestellt haben.
Schirmer ist Geschäftsführender Oberarzt an der Neurologischen Klinik und leitet eine wissenschaftliche Arbeitsgruppe, die an der Medizinischen Fakultät Mannheim angesiedelt ist. Mit der Heisenberg-Professur baut Lucas Schirmer seine langjährige Forschung zur Multiplen Sklerose (MS) und verwandten chronisch-entzündlichen Krankheiten des zentralen und peripheren Nervensystems weiter aus.
Mit der Professur verbunden ist außerdem die Leitung einer klinisch-translationalen Sektion für Neuroimmunologie, die innerhalb der Neurologischen Klinik neu geschaffen wird. Erkenntnisse, die in der Grundlagenforschung erzielt werden, sollen dort schnellstmöglich in innovative Therapien umgesetzt und in die klinische Anwendung gebracht werden. In der Planung ist außerdem eine Tagesklinik, in der MS-Patienten teilstationär betreut werden.
Die MS ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, bei der das Immunsystem fälschlicherweise körpereigene Strukturen, die Hüllschicht der Nervenfasern, angreift. Schirmer interessiert sich vor allem für die zelltypspezifischen Krankheitsmechanismen der MS, die es zu entschlüsseln gilt: Warum sind bestimmte Zellen anfälliger als andere?
Um das Fortschreiten der Erkrankung besser zu verstehen, nutzt seine Arbeitsgruppe ein breites Methodenspektrum. Im Mittelpunkt seines systembiologischen Ansatzes stehen sogenannte Omics-Technologien (Genomics, Transcriptomics, Proteomics, Metabolomics), Hochdurchsatzmethoden, mit denen pathologische Veränderungen, die mit dem Fortschreiten der entzündlichen Erkrankungen einhergehen, detailliert zelltypspezifisch erfasst und bioinformatisch ausgewertet werden können.
„Die Hoffnung, mit unserer Forschung die Grundlage für neuartige, zelltypspezifische Therapieansätze für die MS und verwandte Krankheiten zu schaffen, treibt uns an“, sagt der engagierte Neurowissenschaftler.
„Lucas Schirmer ist ein herausragender und hoch-innovativer Clinician Scientist. Mit seiner technologischen Expertise ist er eine große Bereicherung nicht nur für unsere Neurowissenschaften, sondern gleich für mehrere Forschungsschwerpunkte der Fakultät“, betont der Chef der Neurologischen Klinik, Professor Dr. Michael Platten. „Ich bin sehr froh, dass wir ihm mit der Heisenberg-Professur eine attraktive und längerfristige Perspektive an der UMM bieten und ihn damit letztlich halten können.“ Nach der Förderphase von fünf Jahren wird die Heisenberg-Professur in eine reguläre Professur der Medizinischen Fakultät Mannheim umgewandelt.
Lucas Schirmer studierte Humanmedizin in Göttingen. Seine Facharztausbildung zum Neurologen absolvierte er am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, bevor er Anfang 2015 für drei Jahre an die University of California nach San Francisco wechselte. 2018 kam er nach Mannheim, um hier eine Forschungsgruppe zur MS aufzubauen, unterstützt durch das MyLab-Programm der Hertie-Stiftung. 2020 warb er erfolgreich einen ERC Starting Grant des Europäischen Forschungsrates ein. Die Einwerbung einer Heisenberg-Professur ist der konsequente nächste Schritt in der Karriere dieses herausragenden Arztes und Wissenschaftlers.