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Fachtag

„Väter – Rollenbilder und Lebenslagen“

An der UMM findet am Donnerstag, 14. September 2023 ab 12.15 Uhr der erste Vätertag statt.

„Neue Väter braucht das Land!“ Tatsächlich ist dieser Aufruf gar nicht so neu, sondern schon etwa 40 Jahre alt. Es war Ende der 1970er/1980er Jahre, als dieser neue Typus Vater gesucht und begrifflich geprägt wurde – ein Vater, der sich aktiv einbringt und Mitverantwortung für alle Bereiche gleichermaßen mitträgt.

Nach der Jahrtausendwende wurden verstärkt politische Maßnahmen getroffen, Müttern und Vätern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen. Dazu gehörten v.a. die Einführung des Elterngeldes und der Ausbau der Kitas in den alten Bundesländern. Trotz dieser Anstrengungen sind die statistischen Daten eher ernüchternd. Nur jeder sechsten Familie gelingt es, die Kinderbetreuung gleichmäßig aufzuteilen. Nach der Geburt eines Kindes bleibt meistens ein Elternteil vollerwerbstätig, der andere Elternteil geht in Elternzeit und wird erst später wieder in Teilzeit berufstätig - in der Regel sind das die Mütter. Die Mehrheit der Väter nimmt keine Elternzeit, und wenn sie in Elternzeit gehen, dann beschränken sie sich meistens auf die sog. zwei Väter-Monate, um das Elterngeld auszuschöpfen. Die berufliche Karriere bis hin zu Führungspositionen ist statistisch gesehen noch immer in hohem Maße Männern vorbehalten. Deutlich wird, dass sich die klassische Rollenverteilung bis heute weithin erhalten hat und die ‚neuen Väter‘ nach wie vor eine kleine Gruppe bilden.

Dabei zeigen Studien auch, dass Väter durchaus gerne mehr Verantwortung übernehmen würden und unterscheiden sich hier von früheren Väter-Generationen. Das Gros der Väter möchte die Partnerin sogar hälftig unterstützen im Hinblick auf Betreuung und Versorgung.

Zu erkennen ist, dass Wunsch und Wirklichkeit offenbar weit auseinandergehen. Warum ist das so? Warum fruchten die politischen Bemühungen nicht? Was genau hält Väter (und Mütter) davon ab, das traditionelle Rollenmuster zu durchbrechen? Wo genau bestehen Hindernisse? Und: Was wäre zu tun? Diese und andere Fragen wollen wir bei diesem Fachtag stellen und durch ausgewiesene Fachpersonen beantworten lassen.

Das Gleichstellungsteam greift mit diesem Fachtag ein Thema auf, das gesellschaftlich äußerst relevant ist. Um von der Gleichberechtigung zur Gleichstellung im faktischen Sinne zu gelangen, ist es unabdingbar, die ‚neuen Väter‘ zu stärken. Sie spielen eine wichtige Rolle, um den sog. gender care gap zu überwinden. Das setzt voraus, ihre Erwartungen und ihr Rollenverständnis zu klären. Unabdingbar ist überdies, die Vereinbarkeitsprobleme von Vätern zu identifizieren und mögliche Lösungsansätze zu formulieren, damit Wunsch und Wirklichkeit idealerweise übereinstimmen oder zumindest nicht so weit auseinanderliegen.

Beim Fachtag werden Prof. Dr. Kim Bräuer, Prof. Dr. Johannes Huber und Thomas Türke sprechen:

Prof. Dr. Kim Bräuer hat kürzlich eine Professur an der Dualen Hochschule Schleswig-Holstein angetreten und leitet dort den Fachbereich Soziale Arbeit. In ihrer Forschung, die soziologisch ausgerichtet ist, hat sie sich intensiv mit Vätern befasst und leitete eine umfängliche Studie zu Vätern und Vereinbarkeitsproblemen bzgl. Beruf und Familie.

Prof. Dr. Johannes Huber ist Professor für Psychologie an der TH Rosenheim und Leiter des Studiengangs Angewandte Psychologie. Er widmet sich seit Jahren der Familien- und Väterforschung und ist Autor des Buches „Vater – wo bist Du?“. Mit seiner Forschung hat er u. a. Kenntnisse dahingehend erlangt, welche Bedeutung und Auswirkung eine größere Väter-Präsenz für die Entwicklung der Kinder impliziert.    

Thomas Türke ist pflegerischer Leiter der Nephrologie & Rheumatologie am Klinikum Braunschweig. Als Väterbeauftragter berät er seit 2014 Kollegen aller vertretenen Berufsgruppen und unterstützt sie bei der Vorbereitung auf Gespräche mit Vorgesetzten. Er hat zwei Kinder und kann auf viele Erfahrungswerte zum Thema Beruf und Familie zurückgreifen.

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